Mittwoch, 30. September 2009

18. Tag: Lauenen - Les Diablerets

Beim Frühstück lerne ich Vreni und Theres kennen, allem Anschein nach auch zwei Wandrerinnen. Die beiden sind gut gelaunt und finden alles prima („Isch das en guete Kaffi“, „so e guets Brot“, ...). Sie kommen aus Bern bzw. Thun und machen hier regelmäßig Wanderurlaub. Wir kommen drauf, dass sie heute auch den Weg auf die Chrine nehmen und so laufen wie die ersten Meter gemeinsam. Dann kommt die unweigerliche Frage: „Was schätzen sie, wie alt wir sind?“. Gegenfrage (nach genauerem Studium der Gesichter): „Sind sie beide Schwestern?“. „Ja, Zwillingsschwester!“, ertönt es voller Stolz. Höflich wie ich bin, setze ich meine Antwort mal eher jung an, liege mit meinen „sechzig“ dann aber doch ganze 11 Jahre daneben. Wow. Mit 71 laufen die beiden noch Touren, wo mancher Junge nicht mithalten kann.

Ich – übrigens genau halb so alt – bin dann doch etwas schneller und so verabschieden wir uns. Der Pfad hinauf auf die Chrine (1659m) führt über sumpfiges Gebiet, ist aber gut angelegt, so dass man keine nassen Füße kriegt.

Auf der anderen Seite wartet Gsteig, von wo es ziemlich steil wieder bergan geht.

Nach Passieren einiger Alpen erreiche ich den Blattipass (1900m). Von da an geht’s wieder hinunter zur Seebergalpe.

Der Name lässt‘s vermuten – im Tal unten ist der Arnesee zu erblicken.

Es folgt der letzte Anstieg des Tages hinauf zum Col de Vore und weiter zum Cole des Andérets. Der Col de Vore ist die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Waadt und somit die Grenze zwischen deutsch- und französisch sprechender Schweiz. Und wirklich – aus dem bernerischen „Grüessech“ wird plötzlich ein „Bon Jour“.

Leider gibt es hier in der Gegend keine Übernachtungsmöglichkeit, deshalb laufe ich Richtung Isenau, von wo ich mit der Seilbahn hinunter ins Tal nach Les Diablerets gondle. Dort gibt’s massenweise Hotels.
Nun noch die beste Nachricht (die zweitbeste ist, dass das Wetter nicht besser sein könnte): Mein Bein funktioniert wunderbar, keine Schmerzen, keine Einschränkungen.
Die heutige Etappe war mit 4 Pässen schon ein Highlight der Tour und ein ziemliches Auf und Ab. Die reine Gehzeit betrug etwa 6 Stunden.

Dienstag, 29. September 2009

17. Tag: Lenk - Lauenen

Schon lange warte ich auf diesen Tag. Heute ist er da. Nachdem ich in der Firma kurzfristig eine Woche frei nehmen konnte, der Wetterbericht stabiles und sonniges Herbstwetter voraussagt und – ganz wichtig – mein Bein wieder ok ist, geht’s nun endlich weiter auf der Via Alpina. Das Packen des Rucksacks war dank der Packliste vom letzten Mal ein Leichtes. Lediglich den Hüttenschlafsack habe ich zuhause gelassen – den werde ich nicht mehr brauchen. Die Zimmer habe ich größtenteils vor reserviert, da doch schon Ende der Saison ist und die meisten Betriebe bereits geschlossen sind. Die Fahrt mit dem Zug nach Lenk (via Feldkirch, Zürich, Bern und Zweisimmen) verläuft unspektakulär und ohne besondere Vorkommnisse, so dass ich pünktlich um 11:20 Uhr wieder in Lenk am Bahnhof stehe.


Ein tolles Gefühl, wieder hier zu stehen und die Tour fortsetzen zu können. Der September packt einen traumhaften Tag aus, für das langärmlige Leibchen ist es eindeutig zu warm. Unterwegs muss ich sogar die Sonnencreme auspacken.

Von Lenk aus geht es auf einem gemütlichen Weg ca. 1000hm hinauf auf den Trütlisbergpass (2038m), vorbei an ein paar Alpen.

Ein Blick zurück ruft alte Erinnerungen wach. Der Hahnenmoospass ist zu sehen, die Bunderchrinde zu erahnen und ganz hinten lugt noch die Spitze des Eigers hervor.

Am Trütlisbergpass trenne ich mich von der ausgeschilderten Via Alpina und folge der ursprünglichen Alpenpassroute Richtung Lauenen. In zwei Tagen werden sich die Wege wieder treffen, um gemeinsam nach Montreux zu führen.

Am Weg hinunter mache ich Rast an einer verlassenen Alpe. Ich lege mich auf eine Bank an der Hauswand und lasse mich von der Sonne wärmen. Beinahe hole ich mir einen Sonnenbrand.

Dann geht’s über Wiesen, Feld- und Wanderwege noch die letzten Meter nach Lauenen.

Das gebuchte Hotel „Wildhorn“ liegt direkt am Weg, ich muss es gar nicht erst suchen. Der Schlüssel hängt - wie vereinbart -  in einem Kästchen neben der Eingangstür. Das anschließende Nickerchen gehört schon fast fix zum Tagesablauf eines Wandertages. Dann zieht mich der Hunger hinaus und ich erkunde das Dorf. Da mein Hotel ja heute Ruhetag hat, gehe ich auf die Suche nach einem Restaurant. Nach einer Weile gebe ich die Suche schon fast auf, als ich doch noch eine Wirtschaft finde. Dort gönne ich mir ein Gams-Medaillon von der Wildkarte. Mmmmh.

Montag, 28. September 2009

Es geht weiter...

Ich freu mich ja so!
Endlich geht es weiter. Nachdem mein Bein wieder ok ist und ich schmerzfrei wandern und radeln kann, mache ich mich ab morgen wieder auf den Weg. Die Situation in der Firma lässt es glücklicherweise zu, daß ich spontan eine Woche frei bekommen habe.
Nach einer kurzen Recherche habe ich beschlossen, die letzten Etappen nicht der Via Alpina, sondern der urspünglichen Alpen-Pass-Route zu folgen, welche hier etwas südlicher anders verläuft. Morgen gehts also in aller Frühe mit dem Zug zurück nach Lenk, wo ich die erste Etappe nach Lauenen in Angriff nehmen werde. In vier Tagen komme ich dann hoffentlich in Montreux an, und dann...

wird die Jubelpose vom guten alten Freddy wohl neben meiner verblassen...