Montag, 5. Oktober 2009

Die Via Alpina durch die Schweiz

Die Via Alpina ist eine internationale Fernwanderroute. Ihr Hauptweg führt von Triest durch alle 8 Alpenstaaten bis nach Monaco. Zusätzlich zur Hauptroute gibt es noch vier Nebenrouten. Eine davon (die grüne) führt quer durch die Schweiz von Sargans im Rheintal nach Montreux am Genfer See.
Im Jahr 2008 wurden die nationale Fernwanderroute Nr. 1, welche sich im Wesentlichen mit der grünen Via Alpina deckt, neu lanciert und komplett neu ausgeschildert. Die ältere Alpenpassroute deckt sich ebenfalls mit der Via Alpina, lediglich auf den letzten Etappen unterscheiden sich die beiden Routenführungen leicht.



Das Höhenprofil der Via Alpina. Insgesamt sind ca. 20.000hm zu bewältigen. Bei einem Gesamtweg von 330km kann man sich das in etwa so vorstellen, dass man durschschnittlich immer eine Steigung von 12% zu bewältigen hat. Entweder aufwärts, oder eben abwärts.

Im Internet gibt es dazu haufenweise Informationen. Ganz toll ist die Seite des schweizerischen Tourismusverbandes, wo es auch gut brauchbares Kartenmaterial zum Download gibt.

Weitere interessante Links:


Sonntag, 4. Oktober 2009

22. Tag: Montreux - Morges - Dornbirn

Nach einem ausgiebigen Frühstück fahre ich mit dem Zug nach Lausanne. Dort schlendere ich (ziemlich planlos) durch die Stadt. Von John habe ich bis dato nichts gehört. Grad als ich mich über die Heimfahrt von Lausanne aus schlau machen will, ruft er an. So fahre ich weiter nach Morges, wo er mich am schon am Bahnhof begrüßt.

Morges scheint eine nette Stadt zu sein. Ein bisschen, als ob Feldkirch am Bodensee liegen würde. Wir gehen gemeinsam Mittagessen beim Türken seines Vertrauens und plaudern ein bisschen über die Alpenpassroute. Er ist noch nicht über Lauterbrunnen hinweg gekommen. Trotzdem möchte er heuer noch fertig machen. Da bleibt mir nur, ihm einen langen, schönen Herbst und einen späten Wintereinbruch zu wünschen.

Via Lausanne, Zürich und Feldkirch geht’s für mich dann wieder nach Dornbirn zurück. Ich schwelge in Erinnerungen, viele Pässe und Wege ziehen nochmal an mir vorüber.
Die nächste Tour will auch schon geplant werden, John hat mir da einen Floh ins Ohr gesetzt: Haute Route, Chamonix – Zermatt, 200km, 14 Tage, alpines Gelände...

Enden möchte ich dieses Tagebuch mit dem letzten Satz in meinem Führer: Die Erinnerung ist schon dabei, alles zu vergolden.


Samstag, 3. Oktober 2009

21. Tag: Montreux



Ich sitze heute lange am See, schaue aufs Wasser, schau mir die Touristen an, spaziere durch die Stadt.


Ziemlich Schicki-Micki, dieses Montreux. Ich komme mir in meinen Wanderklamotten vor wie ein Alien.


Ich geh noch in den Migros und kaufe mir einen wasserfesten Stift und – beschrifte meine Bergschuhe!

Nur am See hängen lassen kann ich sie nicht. Dazu sind sie mir zu sehr ans Herz gewachsen.



Freitag, 2. Oktober 2009

20. Tag: Les Lecherette - Montreux





Obwohl ich den Wecker auf sieben stelle, bin ich erst um viertel vor neun beim Frühstück. Muss wohl nochmal eingeschlafen sein. Bald drauf geht’s aber los.

Der Himmel ist wolkenverhangen, kein blauer Fleck ist zu sehen, außerdem hat es merklich abgekühlt. Die Via Alpina des Schweizer Tourismusverbandes baut auf der letzen Etappe gegenüber der Alpenpassroute noch zwei zusätzliche Anstiege von jeweils ca. 400hm ein. Der Weg führt meist auf geteerten Wegen zum Col de Sonlomont (1503m) und weiter zur Alpe Linderrey (1669m).

Wanderer sind hier nicht mehr anzutreffen. Dafür ist die herbstliche Stimmung ganz nett.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals ist bereits der Col de Chaude zu sehen, doch zuerst geht’s nochmal steil bergab. Hier sind zum ersten Mal die Markierungen äußerst bescheiden, eine Orientierung ist nur noch mit der Karte möglich.

Bald erreiche ich La Vuichoude (1103m). Dann steht der letzte der 18 Alpenpässe vor mir, bereit, bestiegen zu werden.

Der Weg hinauf auf den Col de Chaude (1621m) ist wunderbar herbstlich, inzwischen scheint auch wieder die Sonne. Herrlich. Am Pass führen dich die Planer der Via Alpina dann noch hinauf auf den 2000er Rocher de Nave, ich erspar mir diese Schikane.

Ich staune aber nicht schlecht, dass für den direkten Weg nach Montreux noch immer 3h40min angeschrieben sind. Und es sollte noch länger dauern... Aber: Hier oben eröffnest sich der erste Blick auf den Genfer See. Eine geteerte Straße führt vom Pass hinunter. Ein wiederum nur spärlich beschilderter Wegabschneider endet für mich bald vor einem abgezäunten Tobel, so dass ich mich den Hang wieder hinauf zur Straße kämpfe.

Ich laufe also kilometerlang die Teerstraße hinab. Gar nicht so schlecht, denn so ich muss mich nicht aufs Laufen konzentrieren. Irgendwann trennt sich mein Weg von der Straße und führt Richtung Sonchaux. Es geht stellenweise sogar wieder ziemlich steil bergauf. Das brauchst du natürlich unbedingt, wenn das Ziel auf 375m liegt ;-).

In Sonchaux lädt ein schön gelegenes Gasthaus zur Rast ein. Im Wissen, es bald geschafft zu haben, laufe ich durch herbstliche Wälder dem Ziel entgegen.

Bald ist Glion erreicht, ein Vorort von Montreux. Eigentlich will ich noch gar nicht ankommen, obwohl ich doch schon ziemlich geschafft bin.

Da bin ich zunächst dankbar, dass ich von den Wegplanern noch den Umweg über die Gorge de Chauderon geleitet werde. Doch – dank der wieder mal miserablen Beschilderung – schaffe ich es sogar in der Schlucht, mich zu verlaufen und mache 80 Extrahöhenmeter. Hier hilft nur mehr umkehren. Dann in der Schlucht hinaus Richtung Ufer. Die Schlucht selbst ist nichts besonders, im Vergleich zur Rappenlochschlucht fast schon lächerlich.

Endlich erreiche ich die ersten Häuser von Montreux. Durch enge Gassen geht’s hinunter zum Genfer Seen und dann –

GESCHAFFT!


Ich hab’s tatsächlich gepackt. Ich freu mich wie ein kleines Kind, muss lachen und weinen zugleich, vergesse, dass die Füße brennen und die Knie zwicken.

Ich bade meine Bergschuhe im Genfer See. Das hat schon beinahe was von einer Taufe. Nach ein paar Fotos schlendere ich noch am Ufer entlang, bevor ich mein Hotel aufsuche.
Die Gehzeit beträgt heute fast 10 Stunden.

Und zur Not tut’s auch ein Heineken, um auf den Erfolg anzustoßen.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

19. Tag: Les Diablerets - La Lecherrette

Ich staune nicht schlecht, denn im großen Speisesaal des Hotels „La Poste“ ist nur ein einziger Platz zum Frühstücken gedeckt. Das nenn ich mal Nebensaison.

Mit der Gondelbahn (übrigens ein Jahrgänger von mir – erschreckend alt) geht’s wieder hinauf nach Isenau.

Heute geht’s ohne besondere Steigungen auf einem Höhenweg an ein paar verlassenen Alphütten, unter einigen Gipfeln vorbei, in Richtung Col des Mosses.

Hier ist wahrscheinlich im Winter mehr los, denn heute ist in dem Örtchen ziemlich tote Hose.

Bin heute nicht sonderlich motiviert. Entweder liegt’s am Wetter (es ist heute ziemlich wolkig und windig), an der langweiligen Etappe oder doch an den „bierre pressions“, die ich gestern getrunken habe. Oder es liegt daran, dass die Reise nun zu Ende geht und mir der berühmte Knopf im Kopf noch nicht aufgegangen ist. Ich weiß es nicht. Habe heute jedenfalls ziemlich getrödelt und viele Pausen gemacht.
In Col des Mosses trinke ich einen Kaffee und eine Cola, bevor ich die letzte Stunde Richtung La Lecherette in Angriff nehme.

Dieses Dorf ist nun noch verschlafener als das vorige, die meisten Häuser hier sind Ferienhäuser und sind verschlossen. Ich bin froh, dass ich bereits vorab gecheckt habe, ob hier auch ein Hotel offen hat. Dort bin ich – wieder einmal – der einzige Gast, obwohl der Gastraum Platz für geschätzte 100 Personen hat. Nebensaison. Und wie. Das Käsefondue schmeckt trotzdem sehr gut.
Tja, und morgen geht’s nach Montreux. Hier im Dorf bin ich übrigens wieder auf die Via Alpina Nr. 1 gestoßen. Habe vorher noch bei einem kurzen Spaziergang das altbekannte Schild entdeckt. Hoffentlich spielt das Wetter morgen mit, die letzte Etappe hat’s nämlich in sich, sowohl was die Kilometer betrifft, als auch die Höhenmeter.

Mittwoch, 30. September 2009

18. Tag: Lauenen - Les Diablerets

Beim Frühstück lerne ich Vreni und Theres kennen, allem Anschein nach auch zwei Wandrerinnen. Die beiden sind gut gelaunt und finden alles prima („Isch das en guete Kaffi“, „so e guets Brot“, ...). Sie kommen aus Bern bzw. Thun und machen hier regelmäßig Wanderurlaub. Wir kommen drauf, dass sie heute auch den Weg auf die Chrine nehmen und so laufen wie die ersten Meter gemeinsam. Dann kommt die unweigerliche Frage: „Was schätzen sie, wie alt wir sind?“. Gegenfrage (nach genauerem Studium der Gesichter): „Sind sie beide Schwestern?“. „Ja, Zwillingsschwester!“, ertönt es voller Stolz. Höflich wie ich bin, setze ich meine Antwort mal eher jung an, liege mit meinen „sechzig“ dann aber doch ganze 11 Jahre daneben. Wow. Mit 71 laufen die beiden noch Touren, wo mancher Junge nicht mithalten kann.

Ich – übrigens genau halb so alt – bin dann doch etwas schneller und so verabschieden wir uns. Der Pfad hinauf auf die Chrine (1659m) führt über sumpfiges Gebiet, ist aber gut angelegt, so dass man keine nassen Füße kriegt.

Auf der anderen Seite wartet Gsteig, von wo es ziemlich steil wieder bergan geht.

Nach Passieren einiger Alpen erreiche ich den Blattipass (1900m). Von da an geht’s wieder hinunter zur Seebergalpe.

Der Name lässt‘s vermuten – im Tal unten ist der Arnesee zu erblicken.

Es folgt der letzte Anstieg des Tages hinauf zum Col de Vore und weiter zum Cole des Andérets. Der Col de Vore ist die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Waadt und somit die Grenze zwischen deutsch- und französisch sprechender Schweiz. Und wirklich – aus dem bernerischen „Grüessech“ wird plötzlich ein „Bon Jour“.

Leider gibt es hier in der Gegend keine Übernachtungsmöglichkeit, deshalb laufe ich Richtung Isenau, von wo ich mit der Seilbahn hinunter ins Tal nach Les Diablerets gondle. Dort gibt’s massenweise Hotels.
Nun noch die beste Nachricht (die zweitbeste ist, dass das Wetter nicht besser sein könnte): Mein Bein funktioniert wunderbar, keine Schmerzen, keine Einschränkungen.
Die heutige Etappe war mit 4 Pässen schon ein Highlight der Tour und ein ziemliches Auf und Ab. Die reine Gehzeit betrug etwa 6 Stunden.

Dienstag, 29. September 2009

17. Tag: Lenk - Lauenen

Schon lange warte ich auf diesen Tag. Heute ist er da. Nachdem ich in der Firma kurzfristig eine Woche frei nehmen konnte, der Wetterbericht stabiles und sonniges Herbstwetter voraussagt und – ganz wichtig – mein Bein wieder ok ist, geht’s nun endlich weiter auf der Via Alpina. Das Packen des Rucksacks war dank der Packliste vom letzten Mal ein Leichtes. Lediglich den Hüttenschlafsack habe ich zuhause gelassen – den werde ich nicht mehr brauchen. Die Zimmer habe ich größtenteils vor reserviert, da doch schon Ende der Saison ist und die meisten Betriebe bereits geschlossen sind. Die Fahrt mit dem Zug nach Lenk (via Feldkirch, Zürich, Bern und Zweisimmen) verläuft unspektakulär und ohne besondere Vorkommnisse, so dass ich pünktlich um 11:20 Uhr wieder in Lenk am Bahnhof stehe.


Ein tolles Gefühl, wieder hier zu stehen und die Tour fortsetzen zu können. Der September packt einen traumhaften Tag aus, für das langärmlige Leibchen ist es eindeutig zu warm. Unterwegs muss ich sogar die Sonnencreme auspacken.

Von Lenk aus geht es auf einem gemütlichen Weg ca. 1000hm hinauf auf den Trütlisbergpass (2038m), vorbei an ein paar Alpen.

Ein Blick zurück ruft alte Erinnerungen wach. Der Hahnenmoospass ist zu sehen, die Bunderchrinde zu erahnen und ganz hinten lugt noch die Spitze des Eigers hervor.

Am Trütlisbergpass trenne ich mich von der ausgeschilderten Via Alpina und folge der ursprünglichen Alpenpassroute Richtung Lauenen. In zwei Tagen werden sich die Wege wieder treffen, um gemeinsam nach Montreux zu führen.

Am Weg hinunter mache ich Rast an einer verlassenen Alpe. Ich lege mich auf eine Bank an der Hauswand und lasse mich von der Sonne wärmen. Beinahe hole ich mir einen Sonnenbrand.

Dann geht’s über Wiesen, Feld- und Wanderwege noch die letzten Meter nach Lauenen.

Das gebuchte Hotel „Wildhorn“ liegt direkt am Weg, ich muss es gar nicht erst suchen. Der Schlüssel hängt - wie vereinbart -  in einem Kästchen neben der Eingangstür. Das anschließende Nickerchen gehört schon fast fix zum Tagesablauf eines Wandertages. Dann zieht mich der Hunger hinaus und ich erkunde das Dorf. Da mein Hotel ja heute Ruhetag hat, gehe ich auf die Suche nach einem Restaurant. Nach einer Weile gebe ich die Suche schon fast auf, als ich doch noch eine Wirtschaft finde. Dort gönne ich mir ein Gams-Medaillon von der Wildkarte. Mmmmh.