Samstag, 15. August 2009

Fazit

Inzwischen ist die Enttäuschung über den Abbruch weg. Aus dem Abbruch ist eine Unterbrechung geworden. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich mich auf den Weg machen um zu vollenden, was ich begonnen habe.
Der schnelle Abbruch ist insofern bedauerlich, da mir das langsame Ausklingen der Reise nun fehlt. Es fühlt sich an wie ein Film, bei dem man die letzten 15 Minuten nicht sieht.

Das Bein ist übrigens immer noch geschwollen und tut weh. Die Entscheidung zum Abbruch war als richtig.

Ich persönlich fühle mich nach dieser Reise gestärkt. Es war eine Reise, bei der ich wieder ein Stück zu mir selbst gefunden habe.

Montreux – ich komme. Bald.


Mittwoch, 12. August 2009

16. Tag: Adelboden - Lenk

Als ich am morgen aufwache, fühle ich mich ziemlich gut, die Schmerzen sind erträglich. Den Weg zum Frühstücksbuffet und wieder zurück schaffe ich ohne Einschränkungen. Das leitet mich dazu, noch eine kleine Testrunde im Ort zu drehen – geht auch! So entscheide ich mich, trotz allen Umständen die Etappe nach Lenk in Angriff zu nehmen – ist ja nur eine kurze Etappe mit 700hm Auf- und 1.000hm Abstieg. Entweder klappt’s oder eben nicht. Irgendwie werde ich schon nach Lenk kommen.Der Rucksack wird wieder mal gepackt (darin habe ich übrigens schon Routine) und das Hotel ausgecheckt. Zuerst führt der Weg abwärts zum Talboden. Hier tummeln sich massenhaft amerikanische Pfadfinderinnen (Scouts), die hier den Kick im Adventure-Park suchen. Wunderschön geht’s dann schattig und nur leicht ansteigend entlang des Gilsbachs bis zum Geilsbüel. Dann nehme ich leider den falschen Weg und komme viel zu weit nach links.Über einen Trampelpfad der hier weidenden Kühe komme ich wieder zurück auf den richtigen Weg und dann auch gleich auf den Hahnenmoospass (1.950m).
Mein Schienbein zieht zwar etwas, doch die Schmerzen s
ind auszuhalten. Während einer Pause beobachte ich die vielen ferngesteuerten Segelflugzeugmodelle, welche hier oben die tollkühnsten Manöver vorführen.
Dann beginnt der Abstieg. Jetzt geht’s um die Wurst. Schon während des gestrigen Tages bin ich der Entscheidung Abbruch oder Weitermachen aus dem Weg gegangen. Ein Abbruch so kurz vor dem Ziel ist auch mental schwer zu verkraften und ich weiß, dass ich damit nur schwer fertig werden würde. Das wird mich dann wohl lange verfolgen. Andererseits denke ich mir, „Der Weg ist das Ziel.“ Und davon habe ich doch schon einiges erreicht. Bald schon merke ich, wie sich das Bein vermehrt in Form von starken, ziehenden Schmerzen bemerkbar macht. Je weiter ich komme, desto schlimmer wird’s. Mit der Zeit muss ich den Fuß bei jedem Schritt leicht verdreht aufsetzen, so dass ich überhaupt vorwärts komme. Dann passiere ich Büelberg und weiß, es sind noch 600hm. Diese schaffe ich dann nur noch im Kriechtempo und mit einer Rast auf jeder sich bietenden Bank.
Mir wird endgültig klar, dass ein Fortsetzen der Via Alpina unter diesen Voraussetzungen einfach nicht mehr geht. Bei dem Gedanken daran muss ich fast anfangen, zu heulen. Ich hatte mir das alles so schön ausgemalt: Die letzte Etappe gemächlich nach Montreux absteigen, bereits den Genfer See im Blickfeld. Dann irgendwo einen schwarzen Stift kaufen und die ausgelatschten Bergschuhe beschriften mit „VIA ALPINA Sargans – Montreux 28.7. – 14.8.2009“, diese dann zusammenbinden und dann am Ufer der Genfer Sees an einem Geländer aufhängen und baumeln lassen. Dazu kommt es nun nicht.
Endlich in Lenk angekommen, marschiere ich schnurstracks in die Schalterhalle des Bahnhofs und kaufe mir eine Fahrkarte nach Hause. Bis zur Abfahrt des Zuges habe ich noch genügend Zeit, um mich in frische Kleider zu werfen und ein Eis zu essen. Dann geht’s per SBB und ÖBB über Simmental, Bern, St. Gallen, St. Margarethen und Bregenz nach Hause, wo ich um 21 Uhr eintreffe. Hungrig gehe ich zum Imbiss meines Vertrauens, doch der ist heute gar nicht da. So gibt’s noch einen Teller Sushi und nach einigen kleinen Bier geht’s nach Hause, wo ich endlich wieder mal im eigenen Bett schlafen kann.

Dienstag, 11. August 2009

15. Tag: Adelboden

Als ich erwache, schmerzt mein Bein immer noch. Sch... . So gehe ich nach dem Frühstück, das übrigens ebenfalls alles bietet, was man sich wünscht, zu Dr. Reto König. Dort werde ich freundlich von dessen Assistentin empfangen und auch sofort untersucht.
Der Doktor will einen Ermüdungsbruch ausschließen und macht gleich zwei Röntgenbilder. Dort ist dann aber nichts zu sehen und so geht er von einer Muskelansatz-Entzündung aus. Er gibt mir ein Gel zum Auftragen und Tabletten mit, die die Entzündung hemmen und den Schmerz stillen sollen.
So beschließe ich, einen weiteren Tag in Adelboden zu bleiben. Als ich im Hotel verlängere, stehen plötzlich wieder das deutsche Vater & Sohn – Duo vor mir. Schon wieder dasselbe Hotel? Zufälle gibt’s! Sie wollen heute wieder nach Hause fahren. Ich frage mich nur, weswegen sie dann nach Adelboden gefahren sind?
Am Vormittag bummle ich ein bisschen durch den Ort und kaufe mir eine Badehose, damit ich am Nachmittag baden und wellnessen kann. Ich bin guter Hoffnung, dass es morgen wieder weitergeht, denn die Schmerzen lassen etwas nach. Am späteren Nachmittag gehe ich dann ins Sporthotel Adler, wo ich einige Saunagänge und ein Sprudelbad nehme. Herrlich.
Nach einer Pizza gehe ich dann noch ins Kino (Ice Age 3). Leider werden die Schmerzen im rechten Bein wieder schlimmer. Waren vermutlich nur die Wirkungen der Tablette. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um die letzten 4 Etappen in Angriff zu nehmen, immerhin geht’s da nochmals ca. 5.000hm abwärts, und Seilbahnen sind Mangelware. Ich bin noch unschlüssig, was ich morgen machen soll.
Abreisen oder einen weiteren Tag abwarten? Nach Lenk laufen geht auf alle Fälle noch nicht.

Montag, 10. August 2009

14. Tag: Kandersteg - Adelboden

Nachdem es gestern Abend und während der Nacht noch ordentlich geregnet und gewittert hat, ist es heute wieder trocken. Beim Frühstück treffe ich zwei Deutsche (Vater und Sohn), die ich schon auf der Griesalp gesehen habe. Sie werden die heutige Etappe nach Adelboden per Bus absolvieren, nachdem sie die gestrige ziemlich mitgenommen hat.
Auch ich beschließe, heute nicht exakt der Via Alpina zu folgen, sondern mit der Allmendbahn etwas abzukürzen. Zuvor muss ich noch eine neue Speicherkarte für den Fotoapparat und ein zweites Tagebuch kaufen.
Ebenso finde ich zwei T-Shirts, welche ich gleich per Post zu meinen Götekindern schicke.
Dann gondle ich mit der Allmendbahn in die Höhe. Über die ca. 500hm hohe Felsstufe führt übrigens ein spektakulärer Klettersteig. Dann geht’s gemütlich zunächst über einen Fahrweg, dann über Geröll und zuletzt über Schieferfels auf einem tollen Weg auf den Alpschelegrat.Es ziehen immer wieder Wolken auf, doch der Nebel ist diesmal nicht ganz so dicht, immer wieder öffnen sich Sichtfenster. Vom Grat geht’s in einer Rinne hinüber auf die Bunderchrinde (2.385m), übrigens die zehnte Passüberquerung seit dem Start.Auf der anderen Seite sieht man bereits Adelboden. Der Abstieg ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Zuerst geht’s wieder über Geröll hinunter, danach über eine Mischung als Fels, Dreck und Gras. Sehr anstrengend, man muss jeden Tritt genau suchen, außerdem ist es rutschig.
Gestern spürte ich am Schluss der Etappe Schmerzen am rechten Schienbein. Da habe ich ihnen noch keine Bedeutung beigemessen, doch jetzt kommen sie wieder. Mit der Zeit wird jeder Schritt zur Qual. Nach der Hälfte der heutigen Abstiegsleistung (also nach ca. 600hm), mache ich Rast bei der Bunderalpe, wo ich mich mit Milch und Toblerone stärke. Dann fängt es auch noch leicht an, zu regnen (hurra, es wird noch rutschiger), was mich dazu bewegt, die Wegabschneider nur noch sporadisch zu benutzen und lieber der längeren Teerstraße zu folgen. Ich schleppe mich förmlich den Berg hinunter.Endlich komme ich am tiefsten Punkt auf 1.235m an. Von hier geht’s noch 100hm hinauf, bis ich Adelboden erreiche. Ich suche mir ein Hotel im Dorfzentrum (Bären), welches sich als gute Wahl herausstellt. An meinem rechten Schienbein stelle ich eine Muskelverhärtung fest. Mit einer heißen Dusche, etwas Salbe und leichter Massage versuche ich, sie zu bekämpfen. Der Erfolg ist bescheiden. Inzwischen regnet es auch in Adelboden ganz ordentlich, ganz so, wie es der Wetterbericht vorhergesagt hat. Da hatte ich nochmal Glück, denn ich bin mehr oder weniger trocken hier angekommen. Am Abend gönne ich mir das 4-Gänge Menü im Restaurant des Hotels. Mmmh. Sensationell! Der Bären scheint wirklich ein Glücksgriff zu sein. Dann schmiere ich noch die restliche Gehwohl-Salbe auf mein schmerzendes Schienbein, in der Hoffnung, damit die Durchblutung anzuregen.

Sonntag, 9. August 2009

13. Tag: Griesalp - Kandersteg


Die Nacht war ein Horror, das Bett eine Zumutung für jeden aufrecht gehenden Menschen. Um die Nacht ohne ernsthafte Folgen zu überstehen, habe ich die (zweite, obere) Matratze auf den Boden gelegt und dort geschlafen. Wenn man von Schlafen überhaupt reden kann. Durchs Zimmer führen die Wasserleitungsrohre, welche permanent rauschen, nur übertönt von einem nervenden Summton. Hotel Griesalp – einmal und nie wieder, besser wäre das Naturfreundehaus oder das Golderli gewesen. Übrigens auch deutlich billiger. Das Frühstück ist OK, um halb 8 Uhr mache ich mich auf den Weg, welcher direkt vom Hotel aus aufwärts führt.

Heute geht’s 1.400hm hinauf, die letzten 1.000hm einfach nur steil bis aufs Hohtürli. Unterwegs treffe ich wieder auf das „Quattro Nauri“. Bei einer Rast hole ich sie ein.Nach 3 Stunden harten Aufstiegs, zum Teil über steile und hohe Holzstufen, erreichen wir das Hohtürli (2.778m).Ein traumhafter Rundumblick lässt die Mühen des Aufstiegs vergessen.
Zur Blümlisalphütte geht’s noch ein paar Meter hinauf. Dort gibt’s frischen Kuchen und Urs packt nochmal seinen Jausensack aus. Die Sonne heizt vom Himmel – alles zusammen ein herrlicher Moment.Gegen Mittag brechen wir auf, um auf der anderen Seite des Passes wieder hinunterzusteigen. Diese ist nicht ganz so steil wie die Aufstiegsseite, trotzdem ist auch der Weg hinunter mühsam. Da heute Sonntag ist, sind auch viele Tageswanderer unterwegs.Vom Oberbärgli führt dann noch ein schwindelerregender Weg über eine Felsstufe hinunter zum traumhaft schön gelegenen Oeschinensee.Grünblau schimmert er, umrahmt von steil aufragenden Felswänden, Gletscherzungen und Berggipfeln. Dann gibt’s auf einer kleinen Alm noch ein gemeinsames Bier, bevor wir uns auf den Weg zur Seilbahn-Bergstation machen. Die letzten 400hm will keiner mehr seinen Beinen antun. In Kandersteg schlendern bzw. humpeln wir dann die Bundesrat-Adolf-Ogi-Straße (der ist hier geboren) Richtung Dorfzentrum. Ich verabschiede mich von den 4 Nauer-Brüdern, denn diese fahren mit dem Zug nach Hause.Ich finde bald ein passendes Hotel (Pöstli), nicht aber ohne zuvor die Härte der Matratze zu testen. Nach einer Rast spaziere ich zum Campingplatz, wo die öffentliche Waschmaschine meine Kleider vom Schweiß der letzen Tage befreit. Im Hotel gibt’s dann noch einen Salat und einen Teller scharfe Spaghetti, dann falle ich müde ins perfekte Bett.
Klasse Spruch der 4: „Und nun ein einfacher Applaus!“. Und alle klatschen genau einmal in die Hände.


Samstag, 8. August 2009

12. Tag: Rotstockhütte - Griesalp

Der Wetterbericht verheißt für heute richtiges Sauwetter, speziell am Nachmittag. Gestärkt durch ein leckeres Frühstück starte ich gemeinsam mit den Vieren Richtung Sefinenfurgga (2.612m). Den tollen und immer steiler werdenden Weg haben wir bereits um 10 nach 9 bezwungen. Auf der anderen Seite des Passes hängen ein paar Wolken – aber es regnet noch nicht.Hinunter geht’s dann zuerst über Holzstufen, danach im Schiefergestein. Bald erreichen wird die Obere Dürrebergalpe. Dort gibt’s einige Kaffee-Lutz und ein Käse-Plätteli.Urs packt noch seinen Nylonsack aus und zaubert ein paar feine Würste auf den Tisch. Als es dann zu tröpfeln beginnt, laufen wir weiter. Unterwegs begegnet uns doch tatsächlich eine Deutsche mit Handtäschchen!
In Griesalp angekommen biegen die vier zum Naturfreundehaus ab, ich gehe weiter zum Hotel, wo ich ein uraltes Einzelbett mit der noch älteren Matratze beziehe. Nachdem ich mich frisch gemacht habe und einem Schläfchen spaziere ich zum Naturfreundehaus, wo ich mich von den Vieren beim Jassen noch ordentlich ausnehmen lasse. In der Schweiz wird mit Schell, Eichel, Rose und Schild gespielt. Und alles ist gelb. Ziemlich mühsam für mich. Ein weiteres Plätteli muss als Appetizer herhalten und als dann das Essen serviert wird, marschiere ich wieder zurück zum Hotel, wo ich zu Abend esse.

Freitag, 7. August 2009

11. Tag: Lauterbrunnen - Rotstockhütte


Das Hotel Schützen ein Meisterbeispiel an Überadministration. Fürs Frühstück gibt’s für jeden Tag einen Bon. Das Chaos bricht natürlich aus, wenn jemand am Freitag schon den Bon für den Samstag dabei hat. Die telefonische Zimmerreservierung gestern dauerte über 5 Minuten. Was die alles wissen wollte...
Gutes Wetter, eine schlechte Vorhersage für die nächsten Tage, hunderte Japaner, ein teures Zimmer und eine kurze Etappe sprechen eindeutig dafür, den Ruhetag zu stornieren.
Trotzdem schlafe ich heute mal aus gehe erst um 9 Uhr gemütlich frühstücken. Komische Stimmung im Frühstückssaal. Irgendwie scheinen die Leute ihren Urlaub nicht zu genießen. Alle machen ein trübsinniges Gesicht.Um halb 11 Uhr laufe ich ganz piano los – im Wissen, heute nur 1.200hm aufwärts laufen zu müssen. Der Weg nach Mürren ist zwar sehr steil, verläuft aber angenehm im Schatten. Die letzten Meter laufe ich mit einem englischen Pärchen aus Kent, die morgen ihren Urlaub in Vaduz fortsetzen werden.Kurze Pause in Mürren, dann geht’s weiter Richtung Spielbodenalp. Ein Blick aufs Schilthorn (James Bond) lässt mich erschauern. Das moderne Drehrestaurant ist von dunkelgrauen Wolken umrahmt. Damit beende ich meine „Bummeltour“ und laufe zügig zur Rotstockhütte, die ich trocken erreiche. Das ist auch gut so, eine Stunde später regnet es bereits.Auf der Hütte treffe ich 4 Schweizer Brüder: Stefan, Andi, Urs und Martin. Sie machen gerade ihre jährliche gemeinsame Hüttentour. Sie jassen fürs Leben gerne (Rumba), dazu gibt’s als Vorspeise ein gemischtes Plätteli. Immer einen blöden Spruch auf Lager, aber stets lustig.Die Hüttenwirte Cornelia und Claudio verwöhnen uns (es sind insgesamt 16 Personen da) dann in heimeliger Atmosphäre mit einem 4-gängigen Menü mit – Älplermakronen als Höhepunkt. Anschließend wird noch etwas geplaudert und um 22 Uhr ist Bettruhe.

Donnerstag, 6. August 2009

10. Tag: Alpiglen - Lauterbrunnen

Ich stelle den Wecker auf 5:45, da ich bereits um 6 Uhr frühstücken möchte, um gleich bei den ersten am Jungfraujoch dabei zu sein. Klar, dass ich das Summen meines iPods überhöre. Um halb 7 Uhr erwache ich, komme trotzdem schon um 10 nach 7 weg.Bereits nach einer Stunde bin ich schweißgebadet auf der Kleinen Scheidegg. Fürs vergünstigte „Good Morning Ticket“ trotzdem zu spät. Ich bezahle wieder mal Länge x Breite den Touristenpreis von 109.- CHF und fahr mit der halb 9 Uhr Bahn los. Die Bahnfahrt ist überwältigend.Mitten in der Eigernordwand gibt’s eine Haltestelle mit 5 Minuten Aufenthalt. Faszinierend! Auch am Eismeer bleibt der Zug für einen Fotostopp stehen.Das Wetter ist heute den ganzen Tag goldschön und somit die Aussicht sensationell. Weiter aufs Jungfraujoch, 3454m. Höchster Bahnhof Europas. Cool. Schon ein bisschen verrückt, die Schweizer. Aber dort oben zu stehen ist schon ein tolles Gefühl. Mittendrin statt nur dabei. Ich schau mir die einzelnen Aussichtsterrassen an lasse die Bergwelt auf mich wirken. Es hat angenehme +4°C.Krass ist die Mischung von Japanern und schlüpfrigen Turnschuhen und den Hochalpinisten mit deren Ausrüstung. Da prallen mal wieder zwei Welten aufeinander. Am Handy gibt’s vollen Empfang (Zelle „Eiger“) und so rufe ich zuerst Barbara an, um Simon zum Geburtstag zu gratulieren und anschließend noch Verena.Nachdem ich genug vom „Japanerberg“ habe, setzte ich mich wieder in den Zug und fahre runter zur Kleinen Scheidegg. Ich laufe ein paar Meter und schon ist der Rummel vorbei. Ich versuche, für heute Abend ein Zimmer in Lauterbrunnen zu kriegen, und nur mit Glück finde ich noch eines im Hotel Schützen. So laufe ich ganz gemütlich talwärts.Bald trifft der Wanderweg auf die Lauberhornabfahrt (beim „Canadian Corner“) und führt dann ein Stück dieser entlang. Besonders die Unterführung durch die Wengernalpbahn imponiert mir sehr. Da bolzen die mit fast 100km/h durch. Brrrr.Dann erreiche ich Wengen. Das Dorf ist voll am Hang erbaut. Weiß nicht mal, ob es hier Autos gibt – gesehen habe ich auf jeden Fall keines. Von dort geht’s steil hinunter nach Lauterbrunnen. So steil dass sogar die Mountainbiker teilweise schieben. Meine Knie machen langsam schlapp.Endlich unten angekommen, beziehe ich mein Einzelzimmer und gehe in die benachbarte Laundry, um meine Kleider wieder mal ordentlich von Schmutz und Gestank zu befreien. Dabei servieren die Mädels aus New Zealand noch kühles Bier – was willst du mehr? Abendessen gibt’s im Hotel.

Mittwoch, 5. August 2009

9. Tag: Kaltenbrunnen - Alpiglen

Morgens um halb 9 Uhr geht’s frisch gestärkt los. Ein angenehm zu gehender Weg führt noch 700hm hinauf zur Großen Scheidegg.
Hier beginnt eindeutig der Schweizer Alpin-Tourismus, hunderte sind unterwegs, die Postautos karren zig Halbschuhtouristen in die Berge. Trotzdem ein gutes Gefühl, das alles aus eigener Kraft zu schaffen. Heute zeigt sich keine Wolke am Himmel, die Sonne brütet.
So ist dann auch der Rundumblick am Pass sensationell. Der Titlis im Osten und – der erste Blick auf den Eiger. Bin schwer beeindruckt. Auch der Mönch zeigt sich gletscherverhangen.
Dann geht’s 1.000hm runter nach Grindelwald. Der Weg kreuzt immer wieder die Passstraße, über welche sich haufenweise Radler hinauf quälen.
In Grindelwald zeigt sich endgültig der Massentourismus. Japaner ziehen ihre Trolleys durchs Dorf, geleitet vom iPhone, das sie vor der Nase halten. Souvenirläden verkaufen das Schweizer Kreuz in jeder vorstellbaren Aufmachung.Von Grindelwald führt die Zahnradbahn über die Kleine Scheidegg nach Lauterbrunnen. Sehr imposant, wie sich die Garnituren vollgestopft mit Touristen den Berg hinaufschieben. Ich mache kurz Rast, fülle meine Bananen- und Riegelvorräte auf und nehme die letzte Steigung des heutigen Tages in Angriff. Ein steiler Weg führt hinauf nach Alpiglen und überwindet 600hm. Die Sonne schickt vernichtende Strahlen auf den armen Wanderer.Pünktlich um 5 Uhr erreiche ich geschafft das Ziel und genieße ich erst mal ein kühles Bierchen. Das tut gut! Ich kriege einen Platz im Massenlager neben 6 jungen Leuten aus Sonthofen zugewiesen, die ebenfalls den Bärentrek machen. Claudia und Johannes (aus Dortmund) treffen auch ein und wir essen gemeinsam zu Abend.
Langsam kehrt „Ruhe“ ein auf der Hütte, die letzte Bahn ist weg und somit auch die Tagestouristen. Die Rega kurvt noch herum und sammelt die letzten Übriggebliebenen vom Eigergletscher-Trail ein.